Warum die Kirche keinen Turm hat
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- Zuletzt aktualisiert: Montag, 08. April 2019 16:14
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Der Altwarpbesucher mag sich wundern: Eine so große Kirche und kein Kirchturm! Dem Seefahrer bietet sich bis heute kein rechter Festpunkt zur Landzunge der Halbinsel. Eine Begründung dafür kann die große Armut der Kirchgemeinde in den vergangenen Jahrhunderten sein. Es gab auch keine adligen Besitzungen in der Nähe, deren Herrscher das Patronat über sie Kircheaus auszuüben vermochten. Allein dem König war es vorbehalten, den Altwarper Bittstellern untertänigst die Kirchbauten zu finanzieren. Dieser finanzierten aber eher seine Kriegszüge. Und so ist bis heute die Altwarper Kirche ohne Turm geblieben. Der Bau ging schleppend voran, weil es am erforderlichen Geld fehlte, obwohl einige Altwarper Familie namhafte Beträge spendeten. Trotzdem musste die Kirche noch einen Kapitalbetrag von 350 Reichstalern aufnehmen, um den Bau zu vollenden. Wegen der Armut der Gemeinde und der großen Schulden, wurde auf den Turmbau verzichtet. Die Kirche konnte so 1752 fertig gestellt. Innen war sie bereits 1750 so weit fertig gestellt, dass sie schon eingeweiht werden konnte. Im Juli 1857 wurde in Altwarp eine Orgel (mit 7 Registern) eingeweiht, die vom Orgelbauer Grünberg zu Stettin erbaut wurde. In der Altwarper Kirchenchronik ist das Ringen der Kirchengemeinde um einen Turm ausführlich dokumentiert. Belegt ist, dass die früheren Kirchenbauten in Altwarp einen Turm bis 1747 hatten. Denn während der schwedischen Landvermessung um 1693 war z. B. ein Kirchturm in den Karten verzeichnet.
Bei einem starken Sturm 1703 wurde die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Und 1718 mussten erneute Ausbesserungs-arbeiten am Glockenturm vorge-nommen werden.
1727 baten Pastor und Kirchen-vorsteher den König Willhelm I. in einer Bittschrift um Zuschub von Baumaterial für einen neuen Kirchturm. Der alte Turm sei sehr niedrig und baufällig und wurde in der Russenzeit arg durch Feuer in Mitleidenschaft gezogen. Indess, die Antwort des Königs blieb aus. So wurde der Turm irgendwann abgerissen. Eine andere Quelle berichtet, der Turm sei das Opfer eines Blitzschlages gewesen, ist aber nirgends belegt.
In der Chronik ist von 1713 festgehalten: „Die Moskowiter* plünderten den Ort und brannten zahlreiche Häuser nieder. Das Kirchengebäude war zum Teil durch Feuer zerstört worden. Die Einwohner waren nach dem Riether Werder geflohen.“
Und so ist bis heute die Altwarper Kirche ohne Turm geblieben. So sucht man von See her vergebens einen markanten Punkt, der die Silhouette des Dorfes bestimmt. Als Ersatz diente ein Glockenstuhl gleich neben der Kirche. Die Kirche ist eine spätbarocke Ausführung und als schlichter Steinbau ausgeführt. Wie viele anderen Kirchen im nördlichen Raum ist sie mit einem Votivschiff versehen (Votivschiff "Hoffnung" von 1954 - Ersatz einer Fregatte von 1842). Ein freistehender Glockenstuhl mit 3 Glocken wurde 1894 neu aufgebaut. Infolge des 1. Weltkrieges wurden Glocken und Orgelpfeifen beschlagnahmt und für die Kriegsproduktion verwendet. Das Vorhaben zum Aufbau eines Kirchturmes wurde nun endgültig aufgegeben. 1922 konnten 2 neue, gusseiserne Glocken geweiht werden.
Zur weiteren Ausstattung der Kirche gehören: Grünebergorgel, Flügelaltar (17. Jh.), Kanzel mit Schalldeckel (18. Jh.), Altarrelief von H. Kohte/Stettin, Taufengel und Gestühl (18.Jh.), Totentafel von J. Schwarz, 1662, Friedhof mit historischen Grabanlagen und das Pfarrhaus.
Die Odyssee der Bittschriften und Schriftverkehr zum Kirch- und Turmbau ab 1727 in Altwarp
Im Oktober des Jahres 1727 baten Pastor und Kirchenvorsteher den König Friedrich Wilhelm I (Preußischer König, 1713 -1740) um Zuschub von Holz, Steinen und Kalk zum vorhabenden Turmbau. Der Pastor erhielt 20 Groschen für die Abfassung der Bittschrift. Das Bittgesuch wurde der Kriegs- und Domänenkammer (Ein Vorläufer einer Provinzialbehörde) zu Stettin unmittelbar übersandt und von ihr am 26. Oktober an den zuständigen Amtmann Henrici in Ueckermünde mit der Anweisung weitergegeben, zu prüfen, 1. ob der Thurmbau so hochnotwendig, wie angegeben, sei, 2. ob die in Anschlag gebrachten Materalien erfordert werden und 3. wie hoch sich das Vermögen der Kirche beliefe.
Drei Jahre, bis 1730 warteten die Altwarper auf die Erfüllung ihrer Bitte. Die königliche Antwort blieb indessen aus. Als der Zustand der Kirche ein längeres Hinausschieben der Bauarbeiten nicht mehr gestattete, sah sich die Gemeinde genötigt, die nachstehend aufgeführten Aus- und Verbesserungen auf eigene Kosten vornehmen zu lassen.
Gegen Ende des Jahres 1734 ließ die Gemeinde durch den Landesbaumeister Leporin einen Plan nebst Kostenanschlag für die Erbauung einer neuen Kirche anfertigen. Danach sollte der Kirchenbau einschließlich eines Turmes 2250 rth. kosten.
Am 03. Januar 1735 faßten Pastor Schütz und die Kirchenvorsteher F. John, Friedrich Didman, Hans Fraude sowie Joachim Schröder ein neues Gesuch an den König ab, in dem sie um Anweisung von Baustoffen und Geld für den Bau einer neuen Kirche baten. Unter Beifügung des von Leporin entworfenen Planes und der zugehörigen Kostenberechnung führten sie in dem Gesuch aus, daß die vorhandene Kirche sehr baufällig sei und für die täglich anwachsende Gemeinde zu klein sei. Außerdem wiesen sie darauf hin, dass die Gemeinde und die Kirche sich in größter Armut befänden. Das Gesuch wurde an den Amtmann Henrici weitergeleitet, der es befürwortend der Kriegs- und Domänenkammer vorlegte. Diese forderte darauf den Landesbaumeister Leporin auf, zu den Ausführungen in dem Bittgesuch Stellung zu nehmen uns zu berichten, ob ohne die Kirche abzureißen durch Anfertigung einiger Chöre der Gemeinde nicht mehr Raum geschaffen oder, falls sie dazu zu niedrig sein sollte, ob sie ohne solch gänzlich Einreißen nicht etwa in den auswärtigen Mauern verhöhet und dergestalt durch Anfertigung einiger Chöre Raum gemachet werden könne.
Drei Wochen nach dem Eingang des Berichtes des Landesbaumeisters bei der Kriegs- und Domänenkammer erhielt der Pfarrer zu Altwarp den Bescheid, daß von der Weitergabe des Bittgesuchs an den König abgesehen werden müsse, weil der Kostenanschlag viel zu hoch erscheine. Am 28. Mai 1740 starb Friedrich Wilhelm I. Ihm folgte in der Regierung Friedrich II. (1740 – 1786, später Friedrich „Der Große“ genannt).
Der Bericht einer Kirchenvisitation vom Januar 1744 enthält folgendes:
Das Kirchengebäude ist so schlecht, daß ein ähnliches im ganzen Land nicht vorhanden. Es steht mehr unter als über der Erde. Da die Gemeinde stark angewachsen ist, kann nur ein Drittel der Bevölkerung in der Kirche Platz finden. Die Gemeinde bittet die Visitatoren, den Kriegsrat Henrici und den Präpositus Glave (in Ueckermünde) zu veranlassen, wegen des Neubaues der Kirche bei dem König vorstellig zu werden.
Der bei der Kassenlegung sich ergebende Überschuß muß zum Kirchenbau emplo…(verwendet) werden, daher kann der Schulmeister (Christian Buchholtz), der zwar schlecht salariert (bezahlt) ist, vor der Hand keine Zulagen bekommen.
Ausstehende Kapitalien, die unsicher sind, sollen gekündigt werden. Die zur Kirchenvisitation vorgeladenen Schuldner der Kirche sowie deren Aeußerungen über die Rückzahlung von Kapital und Zahlung von Zinsen sind nachstehend aufgeführt. (Es folgt die Auflistung aller Schuldner, usw.).>
Weiter wird bemängelt, dass der die Kirche umgebaute Friedhof keinen Zaun hatte. Die Gemeinde beschwerte sich, daß ihre Toten von den Säuen aus der Erde gewühlt würden.
Entsprechend der von den Gemeindemitgliedern im Januar ausgesprochenen Bitte legten Kriegsrat Henrici und Präpositius Glave der Kriegs- und Domänenkammer in Stettin das folgende Gesuch vor:
Des Krieges Rath Henrici und Praepositi Glaven zu Ueckermünde unterthänige Vorstellung wegen des unumgänglichen Kirchen-Baues in dem Ambts Dorfe Altenwarpe
Allerduchlauchtigster Großmächtigster König
Allerknädigster Herr!
Ew. Königl. Maytt müßten wir hierdurch allerunterthänigst anzeigen, wie wir bey letzterer Visitation der Kirche im Amts Dorf Altenwarp befinden, daß das Kirchen Gebäude daselbst in solch elendem Zustande ist, daß es im gantzen Lande nicht leicht seyn mag indem daßelbe dergestalt baufällig daß der Einfall stündlich zu besorgen und noch dazu vom Sande so umwallet daß es mehr in alß ober der Erden stehet. Da nun Ihro Königl. Maystt über diese Kirche das Jus patronatus zusteht, und unter deßen gesegneter Regierung die gemeinde überaus stark angewachsen, so daß kaum der 3te Theil darin Platz hat. Die Kirche aber von sich selbst nicht imstande ist, aus ihren Mitteln dergleichen schwehren Bau zu bestreiten, indem die Capitalia derselben sich nicht über 600 rth. betragen. So haben Ew. Königl. Maytt wir hirmit allerunterthänigst anflehen müßen vorgedachter Kirche die Bau-Materalien zu solchem Bau zuschenken und selbiger eine Collecte in dero sämtlichen Landen allergnädigst zu verstatten, damit die Gemeinde, welche sich darnach innigst senet, das Wort Gottes öffentlich hören könne. Wir getrösten uns allergnädigster Erhörung und erstreben Ew. Königl. Maystt allerunterthänigst
Ueckermünde d. 10 July 1744
Henrici Glave
Die Kammer gab das Bittgesuch am 13. August mit dem nachstehenden Ausführungen an das Departement der Geistlichen Sachen in Berlin weiter. Die Antwort aus Berlin ließ nicht lange auf sich warten. Sie lautete:
An die Pommersche Cammer, wegen der den Einfall drohenden Kirche, im Ueckermündschem Amts Dorf Alten Warpe.
Von Gottes Gnaden Friedrich König in Preußen Marggraf zu Brandenburg des heil. Röm. Reichs Ertz Kämmerer und Churfürst
Unsern gnädigen Gruß zuvor, Würdige, Beste, Hochgelahrte Rähte, liebe Getreue! Ihr habt zwar in Euren Bericht vom vom 13. Aug. c. dahin angetragen, daß zum Bau, der den Einfall drohenden Kirche, in dem Ückermündischen Amts Dorfe Alten Warpe, die erforderte Materalien unentgeldlich abgefolget, auch zu Bestreitung der Bau Kosten, eine Collecte in unsern sämtl. Landen verwilliget werden möchte: Weil aber noch kein Anschlag von den Bau Materalien eingekommen ist; So habt ihr selbigen ohne Zeitverlust exact und zuverlässig, mit specifiquer Anführung , worinn die Materalien eigentl. bestehen sollen, und wie viel sie an Gelde betragen, auch woher sie am füglichsten genommen werden können anfertigen zu laßen, und solchen ehestens anhero einzuschicken. Sein Euch mit Gnaden gewogen.
egeben zu Berlin den 5. Sept. 1744. Auf Seiner Königl. Majestät allergnädigsten Special Befehl.
fr. Löwe Ad. V. Vierek Happe Boden
Die Kriegs- und Domänenkammer gab daraufhin am 22. September dem Landbaumeister Knüppel den Auftrag, ihr einen Anschlag einzureichen, in dem die erforderlichen Baumateralien sowie deren Kosten genau „specifiziert“ sein sollen. Gleichzeitig wurde dem Knüppel befohlen, zu melden, woher die Materalien „am füglichsten“ genommen werden könnten. In den nächsten fünf Monaten beschaffte sich Knüppel die nötigen Unterlagen, die er alsdann mit dem nachstehend wiedergegebenen Bericht 1745 der Kriegs- und Domänenkammer vorlegte:
An die Königl. Preuß. Pommersche Hochlöbl Krieges und Domänen Cammer in Stettin (usw.)….
Vorschlag
zu einer neu zu erbauenden Kirche im Ueckermündischen Amts Dorfe Altenwarp ist lang 80 Fuß (25,12 Meter) in 21 Gebind getheilet, und 36 Fuß (11,3 Meter) tief im Fachwerk gemauert und mit Ziegel gedecket auf 5 bis 600 Persohnen… usw., usf./p>
Wir schreiben das Jahr 1745. Der Anschlag des Herrn Baumeister F.W. Knüppel ist fertiggestellt, und am 15. Februar ging der Bericht bei der Königlichen Kriegs- u. Domänenkammer Stettin ein. Drei Tage später verfügte die Kammer an Henrici folgendes:
Die Kirche habe noch 600 rth. Vermögen und so befehlen wir die Mittel der Kirche anzuzeigen, und wieviel davon zum Kirchenbau verwendet werden könne.
Das Schreiben ist vom 18.02.1745 datiert. Ende 1745 hatte Henrici die Feststellung abgeschlossen und meldete seiner vorgesetzten Behörde am 06.01.1746 folgendes:
Die Kirche hat 617 rth an Kapital, welches aber bei den Dorfbewohnern ausstehe, welche nach einem verheerenden Brand Hilfe für Wohnung und Nahrung bedurften. Die Kirche hat 9 kleine Enden Land, meist gelber Sand und 5 kleine Wiesen, die alle verpachtet sind, jährliche Pacht 10 rth. Die Besoldung der Bediensteten beläuft sich auf 22 rth und die Kirche hat auch den Innenausbau der Kirche wie Kanzel, Chöre, Altar und Bänke zu tragen. Die Kirche könne nicht mehr als 417 rth für den Kirchbau hergeben. Weil die Summe nicht ausreichend ist, wird Majestät gebeten aus eigener Kasse den fehlenden Betrag zuzuschießen oder auch eine Kollekte in ihrem gesamten Land zu bewilligen.
Der Bau ist unumgänglich da die alte Kirche nicht länger stehen kann und nur den dritten Teil der Einwohner fassen kann.
Am 01. Februar legte die Kriegs- und Domänenkammer Stettin „dem Hofe in Berlin“ die Zusammenstellung vor und bat um Zuteilung des Geldes und dem noch freien Bauholz. Der Brief hatte keinen vollen Erfolg. Der König Friedrich II. bewilligte nur einen Teil des erbetenen Holzes. Es fehlten 17 Stück Eichenholz. Ob vom König versehentlich oder absichtlich nicht berücksichtigt, ist unbekannt.
Nach Eingang des königlichen Schreibens, in der also die fehlenden 17 Eichen nicht erwähnt werden, beauftragte die Kriegs- und Domänenkammer den Oberforstmeister Meyer zu Torgelow das bewilligte Holz anzuweisen. Sobald dies geschehen war, wurde dem Kriegsrat Henrici befohlen, das Holz im Ahlbeckschen und Mützelburgschen Revier schlagen und verabfolgen zu lassen. Endlich wurde der Landbaumeister Knüppel angewiesen, den Bau der Kirche zu Altwarp „sondersahmst zu veranstalten“. Bald stellte die Gemeinde fest, dass ihrer Bitte um Anweisung des gesamten Holzes nicht ganz entsprochen worden war. Der rührige Pfarrer Leverenz setzte daraufhin ein eigenes Bittgesuch an den König auf, indem er noch um die fehlenden 17 Stämme Eichen bat. Dieser Bitte wurde vom König entsprochen. Das Holz wurde im Herbst 1746 in den Luckowschen Kaveln forstmäßig geschlagen und nach Erlegung des gewöhnlichen Stammgeldes den Kirchenvorstehern zu Altwarp gegen Empfangsbescheinigung ausgeliefert.
1747 begann man endlich mit dem Bau der neuen Kirche. Vorher schlossen Kriegsrat Henrici, Präpositus Glave, Pfarrer Leverentz, die Kirchenvorsteher John, Frode, Steinführer und der Maurermeister Dodt einen Kontrakt ab, der uns wie folgt erhalten ist:
Kund und zu wissen sey hiemit, daß unterm heutigen Dato zwischen den Kirchen zu Altenwarp und dem Maurermeister Johann Dott aus Ueckermünde nachfolgender Contract geschlossen und verabredet worden, alß Für das fundament der neuen Kirche nach Zeichnung des Herrn Landt-Baumeisters Knüppeln zu lagen, 4 Fuß breit und 5 Fuß hoch, 64 rth sage vier und sechzig reichstaler, worin mit begriffen, die Unkosten in Ansehung des Kalches welchen er sich selbst von dem Kalkhause auf der Baustelle bringen läßet. Diese 64 rth empfängt der Maurer-Meister von den Kirchen Provisoribus hie selbst nach dem die Arbeit ihren fortgang hat, von 14 Tage zu 14 Tage in guter gangbarer müntze: und machet mit der Arbeit den 20 Sept den Anfang, bestellet dabei so viel leute, daß selbige noch vor Winters fertig werden möge:
zu mehrer vesthaltung dieses ist vorstehender Contract von beyderseits Contrahenten, eigenhändig unterschrieben:
So geschehen Altenwarpe d. 16 Sept 1747
M. E. Henrich J. Glave J. Leverentz
F. John Hans Frode M. Steinführer
Johann Dodt
Obwohl einige wohlhabende Altwarper Familien namhafte Geldbeträge spendeten, schritt der Kirchenbau nur langsam vorwärts. Anfang des Jahres 1749 ruhte der Kirchenbau, weil es an dem dazu erforderlichen Geld fehlte. Die Kirche sah sich daher genötigt, ein Kapital in Höhe von 350 rth. aufzunehmen, um den Bau fortsetzen und vollenden zu können. Die damaligen Geldgeber waren:
Pfarrer Leverentz 150 rth., Schiffer Jacob Mackenow 100 rth., Schiffer Peter Bartlam 50 rth. und Schiffer Joachim Fraude 50 rth.
1751 verschied zu Altwarp der Schiffer und Kirchenvorsteher Hans Fraude. Wegen seiner wiederholten Spenden zum Kirchenneubau wurde er als erster in der neuen Kirche beigesetzt, wo seine Grabplatte aus Marmor (45x51 cm) noch jetzt erhalten ist. Der Stein trägt folgende Inschrift (mit falscher Geburts- und Altersangabe):
HIER VNTER RVHET
SCHIFFER
HANS FRAUDE
GEBOHREN ANNO 1686
DEN 27 FEBR
GESTORBEN ANNO 1751
DEN 9 MARTZ
IN SEINES ALTERS
65. JAHR 11 TAGE
Alle Grabplatten dürften noch unter dem Holzfußboden des Gestühls vorhanden sein.
Die Kirche war jetzt 1750 innen so weit fertiggestellt, daß sie eingeweiht werden konnte. Aus einem Schriftstück (vom Jahre 1752) erfahren wir, was bei der Einweihung verzehrt worden ist:
Kalbfleisch 6 Groschen
Rindfleisch 16 Groschen
Weißbrot 13 Groschen
Weizenmehl 4 Groschen
Eier 4 Groschen
Kaffeebohnen 8 Groschen
Butter 12 Groschen
Bier und an die Mädchen für Bedienung 2 Gr 6Pf.
An die Jäger 10 Groschen
Mostrich und Mandeln 6 Groschen
Zitronen und Weinessig 3 Groschen
1752 wurde die Kirche zu Altwarp endlich fertiggestellt. Nach den damaligen Maßen war sie 76 rheinländische Fuß (24,21 m) lang, 40 Fuß (12,66 m) tief und 18,5 Fuß (4,20 m) massiv von Mauersteinen hoch. Das in 20 Gebinde geteilte doppelte Ziegeldach wurde von einem liegenden Dachstuhl getragen und hatte einen geraden Giebel und einen ganzen Walm.Und so blieb es bis heute. Altwarp hat immer noch keinen Kirchturm.
Von der Geschichte her war Altwarp ein armes Kirchdorf. Während die Dörfer des Umlandes adlige Rittergüter oder zugehörige Vorwerke waren, standen deren Kirchen unter adligem Patronatsrecht. Auch wurden diese zumeist durch die Gutsbesitzer mitfinanziert.
1 Rheinländisches Fuß 31,4 cm
1 Preußisches Fuß 31,385 cm (Duo Decimal Fuss)
1 Taler = 24 courant oder gute Groschen
1 guter Groschen = 12 Pfennige
1 Besen 9 pf.
1 Quart (1,145 Liter) Bier 8 pf.
1 Pfund Brot 8 pf.
1 Pfund Butter 7 gr 6 pf.
1000 Stck Dachsteine 10 thl. (Taler)
1 Pfund Aale 3 gr. (Groschen)
1 Mandel (15 Stck.) Eier 5 gr.
1 gesalzener Hering 4 pf.
1 fette lebende Gans 1 thl 10 gr.
1 Metze (16 1/10) Liter Gartenbohnen 8 gr.
1 Scheffel (54,91 Liter) Buchweizen 1 thl 15 gr.
Domäne (Herrschaft, Herrschaftsbereich)
Quellen: Beiträge zur Geschichte des Dorfes Altwarp, von Kurt Fraude Druck und Verlag G. A. Bentlage Stettin * Pölitz
Wo Grabsteine die Geschichte eines Dorfes erzählen.
Das Altwarp nicht nur ein altes Fischerdorf ist, sondern schon seit frühen Jahren mit der Seefahrt verbunden war, merkt man bei einem Gang über den Friedhof. Der Friedhof mit seinen historischen Gräbern erzählt wie kein anderer die Geschichte Altwarps auch als Seefahrerdorf. Die Besucher können die Kapitänsgrabsteine von Schiffskapitän Wilhelm Eduard Moritz (1810-1908), Schiffskapitän Wilhelm Uecker (1844-1901), Schiffskapitän Hermann Krüger (1850-1881), Kapitän Robert Laasch (1850-1929), Schiffskapitän Richard Sprenger (1853-1913), Schiffskapitän Carl Sprenger (1854-1891), Schiffskapitän Eduard Schröder (1854-1914), Kapitän Herrmann Krüger (1859-1938), Kapitän Wilhelm Schmidt (1861-1930), Schiffskapitän und Ltn. Z. See d.R. Wilhelm Blanck (1885-1918), Kapitän Friedrich Stark (1886-1952), Kapitän Joachim Schmidt (1920-1997) entdecken. Auch Pastor Otto Schu (1855-1932), fand hier seine Ruhestätte.
Anders als in der Großen Fahrt waren die Kapitäne früher auf den Küstenschiffen häufig zugleich auch die Eigner. Seemännisches Können, Geschäftstüchtigkeit und Sparsamkeit zählten zu den wichtigsten Eigenschaften, um im harten Konkurrenzkampf bestehen zu können. Wer als Junge, Matrose oder Steuermann auf einem Küstenschiff anheuerte, durfte nicht gerade mit komfortablen Unterkünften, üppigem Essen und einer guten Heuer rechnen. Stattdessen war harte Arbeit zu leisten - auf See genauso wie beim Laden und Löschen im Hafen.