Hagenshöhe

Die Hagenshöhe liegt ca. 900m westlich des Altwarper Hafens. Sie ist die höchste Erhebung der Binnendünen. Am Ende der Hafengasse erblickt man den "bebuschten Gipfel" links der Binnendüne, 15 m über 00. Hat man den Berg erklommen, wird man mit einem weiten Blick über den Neuwarper See bis hinüber nach Neuwarp belohnt. Sollte man! Mittlerweile überragen die "Krüppeleichen" den freien Blick auf's Haff.

Den Eintrag "Hagenshöhe" findet man nur noch auf alten preußischen Kartenblättern. Zu Unrecht! Ist sie doch ein bemerkenswerter Teil der jüngeren Altwarper Geschichte. Auf der Hagenshöh hatte einst, so um 1920 der bekannte deutsche Jagdschriftsteller Egon Freiherr von Kapherr seinen Altersruhesitz  gesucht und gefunden.

Mehrere seiner Bücher liegen in der Altwarper Heimatstube aus. Egon Freiherr von Kapherr verfasste in weit mehr als 50 Büchern wissenschaftliche Beiträge über Menschen und Tiere, Geschichten über Jagd und Reisen, Seltsamkeiten über Jäger und Abenteurer. Viele Jahre hielt er sich in Russland auf. Seine Bücher wurden in führenden deutschen Forst- und Jagdverlagen verlegt, noch in den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg war er ein gern gelesener Autor. In seinem letzten, nachgelassenen Werk "Die Heideleute von Babenhusen" nimmt er vermutlich die Altwarper, als die "Düwelshusener" (Teufelshausen) deftig aufs Korn.

Als Altwarp 1938 Truppenübungsplatz wurde, fielen etliche Altwarper Gebäude, so auch das Freiherrsche Anwesen militärischen Übungen zum Opfer. Derweil findet man an dieser Stelle nur noch ein paar Ziegel- und Mauerreste. Glücklicherweise blieb eine Schulzeichnung von 1937/38 erhalten, die uns die damalige Ansicht ungefähr vermittelt. Aus einer alten Postkarte geht hervor, dass der gesamte Dünenzug frei von Buschzeug war. Ziel der Naturbehörde ist es, den ursprunglichen Zustand wieder her zu stellen.

 

Freiherr von Kapher war auch ein excellenter Kenner des Heimischen Wildes. (Quellen: Heimatstube Altwarp)

"Egon Freiherr von Kapherr war eine schwierig zu fassende aber doch spannende Persönlichkeit. Er war mit Leib und Seele ein Mann des Waldes und gleichzeitig ein leidenschaftlicher Schriftsteller. Der Freiherr hatte zu seiner Zeit einen Namen, auch wenn man nicht von einer berühmten Persönlichkeit sprechen konnte. Als ein Dichter der Jagd und der Tierwelt ist er keinem Literaturkreis oder Modeschriftsteller zuzuordnen. Seinen Namen schätzen in erster Linie die Freunde der Jagd-, Tier- und Abenteuerliteratur."
(Zitat aus: "Egon Freiherr von Kapherr"- eine biografische Skizze von Dietmar Materna)

Egon Freiherr von Kapherr - ein Lebenslauf

Am 30.10.1877 wurde Egon Freiherr von Kapherr auf dem väterlichen Schloß Bärenklause geboren. Schon 1885 verlor er seinen Vater Hermann Friedrich, dessen Bruder Johann Christian Freiherr von Kapherr das Schloß Prohlis erbaut hatte. Seine Mutter stammte aus Livland und nahm, als sie 1887 das Rittergut Bärenklause verkaufte und sich 1888 in ihre Heimat wieder verheiratete, ihren Sohn erster Ehe dorthin mit. In den wildreichen und ausgedehnten Wäldern des Baltikums entwickelte der lebhafte Egon eine große Liebe zur Natur, insbesondere zur Tierwelt. So folgten dem Studium von Forstfach und Zoologie Tätigkeiten als Förster und Landwirt in Livland, später auch im Innern Rußlands.

Egon wurde leidenschaftlicher Jäger. Seine erste Reise nach Sibirien im Jahre 1908 fesselte Egon derart, daß er seitdem jährlich im Sommer ausgedehnte Reisen dorthin machte und 1910 sogar - zusammen mit seinem kaukasischen Freund, dem Fürsten Dshaparidse - in Nordwestsibirien ein Fischereiunternehmen gründete. Und er verfasste sein erstes Werk mit dem Titel "Das Elchwild". Die Winter verbrachte Egon jedoch meist in Deutschland, dort widmete er sich immer häufiger der Tier- und Jagdschriftstellerei. Im Jahr 1912 heiratete Egon in 2. Ehe die Tochter eines Berliner Verlegers, sie wurde ihm treue Begleiterin auf seinen Reisen. Nach dem 1. Weltkrieg, wo er als deutscher Offizier diente, verblieb ihm nur noch die Bewirtschaftung seines Hofguts in Schönholz bei Eberswalde - und das Schreiben.

Zuletzt lebte Egon seit 1926 mit seiner 3. Frau Maria und seinem Dackel Moritz in einem burgartigen Anwesen auf der Düne Hagenshöhe bei Altwarp am Stettiner Haff nahe Ueckermünde. Am 12.9.1935 verstarb er in Greifswald an Tuberkolose. Sein letztes Werk: "Die Heideleute von Babenhusen".

Quelle: Moritz Frhr. v. Crailsheim  http://www.prohlis-online.de/heimatverein/seiten/daten/herbstfest13_2004egon_v_kap-herr.pdf


Umfangreiche Informationen über die Hagenshöhe und die Altwarper Zeit zwischen 1938 und 1945 findet man in der kleinen Heimatgeschichte "Der Weg nach Düwelshusen" von Dietmar Materna.